🌱Mythos „Diese Pflanze mag es eng“

In Pflanzen-Communities liest man häufig: „Diese oder jene Pflanze mag es eng“. Doch was ist wirklich dran an dieser Behauptung?


Kurz gesagt: Nichts. Es handelt sich um einen der vielen Mythen, die in Pflanzengruppen kursieren.

Über das Wurzelwerk werden die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Je besser dieses entwickelt ist, desto mehr Wasser und Nährstoffe kann die Pflanze aufnehmen – einfach weil die Wurzeln dann eine größere Oberfläche haben, über die der Austausch stattfinden kann.

Hier die Gründe, warum ein Topf nicht zu klein sein sollte.

Zu wenig Substrat
In einem sehr kleinem Topf steht oft nur wenig Substrat zur Verfügung. Das kann bei wachsenden Pflanzen schnell zu Nährstoffmangel führen. Zudem ist in kleinen Töpfen die Pufferkapazität des Substrats geringer, was zu einer schnelleren Versauerung führen kann. Zwar lässt sich das theoretisch mit Düngen ausgleichen, aber der Grat zwischen Über- und Unterversorgung ist dabei sehr schmal.

Wurzelstress hemmt das Wachstum
Ist der Topf zu eng, geraten die Wurzeln unter Stress. Das führt dazu, dass das Wachstum der Pflanze deutlich nachlässt oder sogar ganz stagniert. Sie kann keine neuen Nährstoffe erschließen und konzentriert sich nur noch auf das Überleben – für ein gesundes Wachstum fehlt dann einfach die Kraft.

Gesundes Bodenleben braucht Platz
In einem gut durchlüfteten und ausreichend großen Topf können sich nützliche Mikroorganismen im Substrat besser entwickeln. Diese Mikroorganismen unterstützen die Pflanze bei der Nährstoffaufnahme. In zu engen Töpfen kippt dieses Gleichgewicht schnell – vor allem, wenn häufig gegossen oder gedüngt wird.

Kreisende Wurzeln – ein echtes Problem
In zu kleinen Töpfen wachsen Wurzeln irgendwann im Kreis. Sie finden keinen Platz mehr zum Ausbreiten und beginnen, sich selbst zu umschlingen. Das nennt man „Wurzelkreiseln“. Diese Verformungen sind ungesund, führen zu Problemen beim Umtopfen und können auch nach dem Umtopfen die Pflanze langfristig schwächen.

Temperaturschwankungen sind extremer
Kleine Töpfe heizen sich in der Sonne schneller auf und kühlen bei Kälte schneller aus. Beides ist für die Wurzeln eine Belastung. Größere Töpfe bieten mehr Schutz vor diesen extremen Schwankungen.

Natürlich gibt es Pflanzen, die mit weniger Platz besser klarkommen als andere – etwa Sansevierien. Diese wachsen in ihrer natürlichen Umgebung oft in kargen, steinigen Regionen und nutzen dort jede noch so kleine Lücke im Gestein. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht von einem größeren Topf profitieren würden. Mehr Raum bedeutet für alle Pflanzen gesündere Wurzeln – und das zahlt sich langfristig in einem gesunden oberirdischen Wachstum aus.


TL;DR: Keine Pflanze „mag es eng“. Wer den Wurzeln ausreichend Platz lässt, wird mit kräftigem, gesundem Wachstum belohnt.

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